Mögliche Akademieabteilungen – Ein Entwurf
Reiner Matzker
Film
Eine dokumentierende wie fiktionalisierende, ursprünglich rein visuelle Darstellungsvariante. Kulturell eng verbunden mit der Geschichte des Kinos, ausgehend von seiner kinematographischen bis hin zu seiner elektronischen Übertragung. Filmschaffende sind im engeren Sinn die für Regie, Drehvorlagen, Kamera, Schnitt und Musik Verantwortlichen sowie die Darstellenden. Im weiteren Sinn sind Redakteure, technisches und logistisches Personal, Gestaltende, Castingspezialisten etc. an Filmproduktionen beteiligt.
Medien
Medien sind im Sinn der „Massenmedien“ Instanzen der Verarbeitung und Verbreitung von Informationen, als Printmedien (Zeitungen, Zeitschriften, Magazine), als auditive Medien (Hörfunk) und als audiovisuelle Medien (Fernsehen, Computer). Sie sind teils öffentliche, teils private Anstalten oder Unternehmen. Sie umfassen im engeren Sinn journalistische wie redaktionelle Tätigkeiten, beanspruchen Dienste der Nachrichtenagenturen und verbinden in ihren Ressorts oder Sendungen unterschiedlichste Formen der Präsentation ihrer Inhalte.
Musik
Eine der ältesten Varianten menschlicher Kommunikation. Kulturgeschichtlich wird der Ton in seiner ursprünglich magischen und apotropäischen (Unheil abwehrenden) Bedeutung als ‚Kraftträger‘ verstanden. Von der archaischen Musik, den schamanischen Gesän- gen bis hin zu sakralen Gesängen wird in der Musik eine Beziehung zu Geistern und höheren Wesen gesehen. Die seelische Wirkung der Musik wird in zahlreichen Mythen beschrieben. Odysseus kann sich dem vernichtenden Gesang der Sirenen nur durch eine List entziehen. Die euphorisierende Qualität der Musik ist zugleich Bestandteil ihrer wiederum recht alten Tradition als Unterhaltungsmusik. Die abendländische Musik ist seit der Organumlehre des Guido von Arezzo durch Theorie, Notation und Komposition stark an eine rationale Tradition gebunden und durch Stationen der frühneuzeitlichen Musik, des Barock, der Klassik sowie der Musik des 19. und 20. Jahrhunderts geprägt.
Darstellende Kunst
Tanz und Theater sind seit ihren Ursprüngen kulturelle Faktoren der Kommunikation. Als Gemeinschaftsbewegung teils mit magischer Funktion, wo etwa die Frauen auf Madagaskar Tag und Nacht während der Kriege ihrer Männer tanzten, um ihnen Kraft zu geben. Der Boden wird im Tanz bestampft, um ihn fruchtbar werden zu lassen. In diesem Sinn übernehmen Tanz oder Darstellung die Funktion des Tragens oder Übertragens von ‚Kräften‘. Sie haben eine besondere Stellung innerhalb der Initiationsriten (Reifezeremonien), in den Mysterienkulten, im Mysterienspiel. Aber sie haben auch als Tänze, Schauspiele und Vergnügungen eine älteste und bis in die heutige Zeit reichende profane Bedeutung, wo sie aus rein rhythmischen oder spielerischen Bedürfnissen entstehen und häufig der Nach- ahmung dienen bzw. der Vergegenwärtigung von Erlebnissen und Erfahrungen. Dramaturgie und Choreographie sind wichtige Aufgabenbereiche Darstellender Kunst.
Bildende Kunst
Zeichnungen, Malerei, Collagen, Skulpturen. Im engeren Sinn von Kunstschaffenden erzeugte sinnlich erfassbare Produkte. Sie spiegeln im Allgemeinen Formen menschlicher Bewusstseinstätigkeit, Wahrnehmung und Erkenntnis. Die Betrachtung und Deutung der Werke Bildender Kunst hat wie im Übrigen auch in der Musik einen engen Zusammenhang zwischen Kunst und Rezeption geschaffen, zwischen künstlerischer Praxis und ihrer (theoretischen) Auffassung. Neben der Wahrnehmungstheorie und systematischen Kunsttheorie (Ästhetik, auch in ihrer Entwicklung) ist die Kunstgeschichte der Versuch, Epochen des Kunstschaffens, Zäsuren und Veränderungen ästhetischer Medialität zu bestimmen.
Architektur
Baukunst ist ein teilweise umstrittener Begriff für Architektur, besonders unter Theoretikern der Neuen Sachlichkeit. Die Wortbedeutung geht zurück auf das griechische architékton „Zimmermann, Baumeister“, das wiederum korreliert mit dem griechischen árchein „der erste sein, Führer sein“ bzw. archós „Anführer, Oberhaupt“. Architekten sind entsprechend Bauführende Personen in den Bereichen Häuserbau, Stadt- und Landplanung. Im übertragenen Sinn wird z.B. auch von der Architektur eines philosophischen oder eines mathematischen Systems gesprochen.
Literatur
Die Dokumentation mythischen und historischen Geschehens folgt in der Vollendung ihrer Form unter- schiedlichen ästhetischen Momenten. Die Herausbildung der literarischen Gattungen (Verswerk, Epos, Tragödie, Komödie, Kurzgeschichte, Roman usf.) entwickelt sich literaturgeschichtlich verstärkt durch die in- dividuelle künstlerische Perspektive und die zunehmend persönliche Aufzeichnung individueller Erlebnisse und Erfahrungen. Die verstärkt existentielle Auffassung der Literatur ist durch die Aufklärung beeinflusst. Sie umfasst literarische Bekenntnisse, Briefromane, autobiographische Erzählungen, das Verhältnis von Dichtung und Wahrheit und ist bis in die Gegenwart wiederkehrendes literarisches Motiv. – Grundsätzlich hat die Bedeutung der literarischen Verständigung im sogenannten audiovisuellen Zeitalter nicht abgenommen.
Philosophie
Dem griechischen Wortursprung zur Folge bedeutet Philosophie „Liebe zur Weisheit“. Die philosophisch Denkenden der Antike suchen jenseits einzelwissenschaftlicher Bezüge nach gültigen Wahrheiten. Ihr Denken ist entsprechend auf die letzten (metaphysischen) Dinge und ihre Gesetzmäßigkeiten ausgerichtet. Selbst in ihrer Einschränkung als „Kulturphilosophie“ ist sie weit über einzelwissenschaftliche Bezüge hinaus auf das die Kultur bestimmende menschliche Handeln und Denken in allen erdenklichen Facetten ausgerichtet. Kulturphilosophie kann als der theoretische Überbau der Kulturwissenschaft verstanden werden, als der Versuch, eine gemeinsame Sprache, Grammatik oder Symbolik der Kultur zu erschließen. Ihre Theorien und Methoden bestimmen die paradigmatische, syntagmatische und systematische Analyse von Kulturphänomen und Kulturprozessen.
Geschichte
Im Sinn von Menschheitsgeschichte: Beschreibung und Untersuchung des Wandels in der Vergangenheit und Orientierungshilfe hinsichtlich der Auswirkungen auf Gegenwart und Zukunft. Entwicklung von Geschichtsbewusstsein und Geschichtsschreibung ist Grundlage der Geschichtswissenschaft. Sie berücksichtigt Unterschiede und Veränderungen in der Auffassung von Staat und Gesellschaft und deren Bedeutung und Auswirkung auf Politik und Kultur. Kulturgeschichte ist der historische Versuch, Kultur- phänomene in ihren Analogien, Divergenzen, Zäsuren und in ihrem Fortschritt zu erfassen. Auch Einzelentwicklungen sind historisch nachvollziehbar. Zu denken wäre z. B. an eine jüngere Kulturgeschichte des Kühlschranks oder die recht alte Kulturgeschichte des Lippenstifts. Die Kulturgeschichte ist eng verbunden mit der zunächst von archaischen Vorstellungen ausgehenden und sich weiterentwickelnden Religionsgeschichte.
Journalismus
Die speziell kulturjournalistischen Aufgabenbereiche werden im Allgemeinen durch Sparten bestimmt, wie sie das Ressort Feuilleton umfasst. In seiner Studie „Kultur in Deutschland“ benannte das Statistische Bundesamt Kultursparten nach einer von der UNESCO (Framework for Cultural Statistics) entwickelten Liste. Genannt werden zehn Bereiche: Kulturelles Erbe; Druckerzeugnisse und Literatur; Musik; Darstellende Kunst; Bildende Kunst; Film; Hörfunk und Fernsehen; Soziokulturelle Aktivitäten; Sport und Spiele; Umwelt und Natur. Die Geschichte der Kulturjournalistik ist bestimmt durch die journalistische Reflexion der Kultur. Die Journalistik als Teil und Spiegel der Kultur ist daher mit besonderem Blick auf das Feuilleton wichtiger Gegenstand kulturgeschichtlicher Untersuchungen.
Kulturmanagement
Kulturelle Öffentlichkeiten werden im Einzelnen her- vorgerufen durch die Arbeit der Kulturschaffenden wie ihrer Rezipienten, speziell jedoch im Weiteren durch die Unternehmen, Institutionen und Verbände oder die Verwaltungen, die sich auf schöpferische Prozesse beziehen. Kulturmanagement ist auf jegliche Sparten kulturellen Schaffens ausgerichtet und ist seinerseits als ein kreativer Faktor der Kulturentwicklung zu betrachten.
Interkulturalität
Unter Aspekten der „Kulturen“ oder der „Globalisierung“ werden im Rahmen ethnologischer Interpretation kulturelle Differenzen, Entwicklungen und mögliche kulturelle Charakteristiken (Identitäten) beschrieben. Die im 19. Jahrhunderts begründeten „Cultur-Wissenschaften“ weisen zunächst in die Richtung einer „Kulturanthropologie“, indem sie die Kulturgeschichte des Menschen als Ganzes in Dichotomie zur Natur beschreiben. Doch bereits die Aufklärung hat die Individuen in ihrer Abhängigkeit von Naturbedingungen und zugleich als sich und ihre Verhältnisse selbst bestimmende, frei handelnde Wesen begriffen. Momente menschlicher Selbsterfahrung vollziehen sich intersubjektiv, intersozial und interkulturell aus der Beobachtung der vorhandenen Unterschiede.
Religion
Zwei grundsätzliche Bestimmungen definieren Religion: die Ableitung von dem lateinischen religere „rücksichtsvoll beachten“ bzw. die Ableitung von dem lateinischen religare „binden“. In jeglicher Beziehung ist die Religion allgemein als das Verhältnis des Menschen zu einer geheimnisvollen „transzendenten“ Macht zu definieren, von der aus Gesellschaften oder Einzelne ihren Lebenssinn beziehen. Die Geschichte der Religion ist durch das Werden des Götterglaubens von ältesten Stammesreligionen bis hin zur Entwicklung monotheistischer und auch atheistischer Formen bestimmt.
Medizin / Anthropologie
Das Wort Medizin bezieht sich einerseits auf die „Heilkunde“ als Wissenschaft der Gesundheit im Dienst des Menschen, andererseits auf das „Heilmittel, die Arznei“. Das Wort wurde im 13. Jahrhundert aus dem la- teinischen ars medicina gebildet zu lateinisch medicus „Arzt“ und mederi „heilen“. Etymologisch steckt in dem Wort das Ermessen. Der Heilkundige ist der klug und weise „Ermessende“. Die Anthropologie als Wissenschaft vom Menschen (anthropos und logos) ist eng mit der Geschichte der Medizin und im Weiteren mit der Geschichte der Naturwissenschaft verbunden. Im Anschluss an spätestens die Evolutionstheorie (von Charles Darwin) wird der Mensch als biologisches Wesen aufgefasst. Ein anderer Ansatz: Die philosophische Anthropologie betrachtet den Menschen in seiner Personalität und sozialen Entwicklung mit der Möglichkeit zur Selbstbestimmung.
Politik
Der im 17. Jahrhundert aus dem französischen poli- tique entlehnte Begriff geht auf das griechische politiké „Kunst der Staatsverwaltung“ zurück. Politik dient der Verwaltung und Ordnung des Gemeinwesens in seinen innersozialen Bezügen (Innenpolitik) wie auch in den Beziehungen zu anderen Staaten und Ländern (Außenpolitik). Politik durchdringt alle Be- reiche gesellschaftlichen Lebens und kann im allgemeinen ideologischen Spektrum ganz unterschiedlichen Zielsetzungen folgen, wie dies etwa die bundesdeutschen Parteien im Einzelnen verdeutlichen. Ideal gesehen vertritt Politik als Teil der Kultur die unantastbare Würde des Einzelnen und die Sicherung der friedlichen Koexistenz. Sie ist in ihrer historischen Entwicklung zu demokratischen Verhältnissen weitgehend bestimmt durch die Teilung in Exekutive, Legislative und Jurisdiktion.
Wirtschaft
Der Ökonom (griechisch oiko-nómos) ist der „Haushalter, Verwalter, Wirtschafter“. Ökonomie wird als Summe aller wirtschaftlichen Austauschbeziehungen und Prozesse verstanden, aller Wirtschaftsteilnehmenden, Unternehmen, staatlichen Einrichtungen und privaten Haushalte in einem Land, der Auswirkungen und Wechselbeziehungen untereinander, und mit anderen Ländern. Wirtschaft ist geprägt durch Wirtschaftssysteme, deren Grundlagen, Gegebenheiten und Ressourcen ihres Wirtschaftsraumes. Sie umfasst den jeweiligen internen Entwicklungsstand, die Rechts- und Wirtschaftsordnung, Geld- und Währungspolitik sowie zunehmende internationale Austausch- und Wechselbeziehungen (Globalisierung).
Ökologie
Grundlagen und Entwicklung von Land-, Forst- und Wasserwirtschaft und deren Auswirkungen auf Natur, Landschaft, Wirtschaft und Gesellschaft, Lebensumstände und Wohlstand. Auswirkungen von Industrialisierung, Energiebedarf, Verkehrsentwicklung, Verbrauch von Flächen und Ressourcen insbesondere im Hinblick auf ökologische Gegebenheiten, Flora, Fauna, Böden, Luft und Klima. Ökologie beinhaltet die Entwicklung von Umweltbewusstsein unter Berücksichtigung wissenschaftlicher Erkenntnisse und Handlungsstrategien.
Sport und Spiel
Sport und Spiel sind ganz allgemein gesehen körper- wie auch geistbezogene Varianten menschlicher Leistung und Vergnügung. Ihre anthropologische Bedeutung kennzeichnet die wissenschaftliche Einteilung in Agȏn (Wettkampf), Alea (durch Zufall oder „Schicksal“ bestimmte Spiele), Mimicry (Spiele der Nachahmung oder Imitation) und Ilinx (Spiele der veränderten Wahrnehmung).
Die hier aufgeführten Prämissen zu den einzelnen Abteilungen einer Akademie Europäischer Kultur erfüllen selbstverständlich keine Ansprüche auf Vollständigkeit. Ergänzungen und Korrekturen sind erwünscht. Die Stichwörter „Ökologie“ und „Wirtschaft“ verfasste Manfred Michel.
Mögliche Akademieabteilungen – Ein Entwurf
Reiner Matzker
Film
Eine dokumentierende wie fiktionalisierende, ursprünglich rein visuelle Darstellungsvariante. Kulturell eng verbunden mit der Geschichte des Kinos, ausgehend von seiner kinematographischen bis hin zu seiner elektronischen Übertragung. Filmschaffende sind im engeren Sinn die für Regie, Drehvorlagen, Kamera, Schnitt und Musik Verantwortlichen sowie die Darstellenden. Im weiteren Sinn sind Redakteure, technisches und logistisches Personal, Gestaltende, Castingspezialisten etc. an Filmproduktionen beteiligt.
Medien
Medien sind im Sinn der „Massenmedien“ Instanzen der Verarbeitung und Verbreitung von Informationen, als Printmedien (Zeitungen, Zeitschriften, Magazine), als auditive Medien (Hörfunk) und als audiovisuelle Medien (Fernsehen, Computer). Sie sind teils öffentliche, teils private Anstalten oder Unternehmen. Sie umfassen im engeren Sinn journalistische wie redaktionelle Tätigkeiten, beanspruchen Dienste der Nachrichtenagenturen und verbinden in ihren Ressorts oder Sendungen unterschiedlichste Formen der Präsentation ihrer Inhalte.
Musik
Eine der ältesten Varianten menschlicher Kommunikation. Kulturgeschichtlich wird der Ton in seiner ursprünglich magischen und apotropäischen (Unheil abwehrenden) Bedeutung als ‚Kraftträger‘ verstanden. Von der archaischen Musik, den schamanischen Gesän- gen bis hin zu sakralen Gesängen wird in der Musik eine Beziehung zu Geistern und höheren Wesen gesehen. Die seelische Wirkung der Musik wird in zahlreichen Mythen beschrieben. Odysseus kann sich dem vernichtenden Gesang der Sirenen nur durch eine List entziehen. Die euphorisierende Qualität der Musik ist zugleich Bestandteil ihrer wiederum recht alten Tradition als Unterhaltungsmusik. Die abendländische Musik ist seit der Organumlehre des Guido von Arezzo durch Theorie, Notation und Komposition stark an eine rationale Tradition gebunden und durch Stationen der frühneuzeitlichen Musik, des Barock, der Klassik sowie der Musik des 19. und 20. Jahrhunderts geprägt.
Darstellende Kunst
Tanz und Theater sind seit ihren Ursprüngen kulturelle Faktoren der Kommunikation. Als Gemeinschaftsbewegung teils mit magischer Funktion, wo etwa die Frauen auf Madagaskar Tag und Nacht während der Kriege ihrer Männer tanzten, um ihnen Kraft zu geben. Der Boden wird im Tanz bestampft, um ihn fruchtbar werden zu lassen. In diesem Sinn übernehmen Tanz oder Darstellung die Funktion des Tragens oder Übertragens von ‚Kräften‘. Sie haben eine besondere Stellung innerhalb der Initiationsriten (Reifezeremonien), in den Mysterienkulten, im Mysterienspiel. Aber sie haben auch als Tänze, Schauspiele und Vergnügungen eine älteste und bis in die heutige Zeit reichende profane Bedeutung, wo sie aus rein rhythmischen oder spielerischen Bedürfnissen entstehen und häufig der Nach- ahmung dienen bzw. der Vergegenwärtigung von Erlebnissen und Erfahrungen. Dramaturgie und Choreographie sind wichtige Aufgabenbereiche Darstellender Kunst.
Bildende Kunst
Zeichnungen, Malerei, Collagen, Skulpturen. Im engeren Sinn von Kunstschaffenden erzeugte sinnlich erfassbare Produkte. Sie spiegeln im Allgemeinen Formen menschlicher Bewusstseinstätigkeit, Wahrnehmung und Erkenntnis. Die Betrachtung und Deutung der Werke Bildender Kunst hat wie im Übrigen auch in der Musik einen engen Zusammenhang zwischen Kunst und Rezeption geschaffen, zwischen künstlerischer Praxis und ihrer (theoretischen) Auffassung. Neben der Wahrnehmungstheorie und systematischen Kunsttheorie (Ästhetik, auch in ihrer Entwicklung) ist die Kunstgeschichte der Versuch, Epochen des Kunstschaffens, Zäsuren und Veränderungen ästhetischer Medialität zu bestimmen.
Architektur
Baukunst ist ein teilweise umstrittener Begriff für Architektur, besonders unter Theoretikern der Neuen Sachlichkeit. Die Wortbedeutung geht zurück auf das griechische architékton „Zimmermann, Baumeister“, das wiederum korreliert mit dem griechischen árchein „der erste sein, Führer sein“ bzw. archós „Anführer, Oberhaupt“. Architekten sind entsprechend Bauführende Personen in den Bereichen Häuserbau, Stadt- und Landplanung. Im übertragenen Sinn wird z.B. auch von der Architektur eines philosophischen oder eines mathematischen Systems gesprochen.
Literatur
Die Dokumentation mythischen und historischen Geschehens folgt in der Vollendung ihrer Form unter- schiedlichen ästhetischen Momenten. Die Herausbildung der literarischen Gattungen (Verswerk, Epos, Tragödie, Komödie, Kurzgeschichte, Roman usf.) entwickelt sich literaturgeschichtlich verstärkt durch die in- dividuelle künstlerische Perspektive und die zunehmend persönliche Aufzeichnung individueller Erlebnisse und Erfahrungen. Die verstärkt existentielle Auffassung der Literatur ist durch die Aufklärung beeinflusst. Sie umfasst literarische Bekenntnisse, Briefromane, autobiographische Erzählungen, das Verhältnis von Dichtung und Wahrheit und ist bis in die Gegenwart wiederkehrendes literarisches Motiv. – Grundsätzlich hat die Bedeutung der literarischen Verständigung im sogenannten audiovisuellen Zeitalter nicht abgenommen.
Philosophie
Dem griechischen Wortursprung zur Folge bedeutet Philosophie „Liebe zur Weisheit“. Die philosophisch Denkenden der Antike suchen jenseits einzelwissenschaftlicher Bezüge nach gültigen Wahrheiten. Ihr Denken ist entsprechend auf die letzten (metaphysischen) Dinge und ihre Gesetzmäßigkeiten ausgerichtet. Selbst in ihrer Einschränkung als „Kulturphilosophie“ ist sie weit über einzelwissenschaftliche Bezüge hinaus auf das die Kultur bestimmende menschliche Handeln und Denken in allen erdenklichen Facetten ausgerichtet. Kulturphilosophie kann als der theoretische Überbau der Kulturwissenschaft verstanden werden, als der Versuch, eine gemeinsame Sprache, Grammatik oder Symbolik der Kultur zu erschließen. Ihre Theorien und Methoden bestimmen die paradigmatische, syntagmatische und systematische Analyse von Kulturphänomen und Kulturprozessen.
Geschichte
Im Sinn von Menschheitsgeschichte: Beschreibung und Untersuchung des Wandels in der Vergangenheit und Orientierungshilfe hinsichtlich der Auswirkungen auf Gegenwart und Zukunft. Entwicklung von Geschichtsbewusstsein und Geschichtsschreibung ist Grundlage der Geschichtswissenschaft. Sie berücksichtigt Unterschiede und Veränderungen in der Auffassung von Staat und Gesellschaft und deren Bedeutung und Auswirkung auf Politik und Kultur. Kulturgeschichte ist der historische Versuch, Kultur- phänomene in ihren Analogien, Divergenzen, Zäsuren und in ihrem Fortschritt zu erfassen. Auch Einzelentwicklungen sind historisch nachvollziehbar. Zu denken wäre z. B. an eine jüngere Kulturgeschichte des Kühlschranks oder die recht alte Kulturgeschichte des Lippenstifts. Die Kulturgeschichte ist eng verbunden mit der zunächst von archaischen Vorstellungen ausgehenden und sich weiterentwickelnden Religionsgeschichte.
Journalismus
Die speziell kulturjournalistischen Aufgabenbereiche werden im Allgemeinen durch Sparten bestimmt, wie sie das Ressort Feuilleton umfasst. In seiner Studie „Kultur in Deutschland“ benannte das Statistische Bundesamt Kultursparten nach einer von der UNESCO (Framework for Cultural Statistics) entwickelten Liste. Genannt werden zehn Bereiche: Kulturelles Erbe; Druckerzeugnisse und Literatur; Musik; Darstellende Kunst; Bildende Kunst; Film; Hörfunk und Fernsehen; Soziokulturelle Aktivitäten; Sport und Spiele; Umwelt und Natur. Die Geschichte der Kulturjournalistik ist bestimmt durch die journalistische Reflexion der Kultur. Die Journalistik als Teil und Spiegel der Kultur ist daher mit besonderem Blick auf das Feuilleton wichtiger Gegenstand kulturgeschichtlicher Untersuchungen.
Kulturmanagement
Kulturelle Öffentlichkeiten werden im Einzelnen her- vorgerufen durch die Arbeit der Kulturschaffenden wie ihrer Rezipienten, speziell jedoch im Weiteren durch die Unternehmen, Institutionen und Verbände oder die Verwaltungen, die sich auf schöpferische Prozesse beziehen. Kulturmanagement ist auf jegliche Sparten kulturellen Schaffens ausgerichtet und ist seinerseits als ein kreativer Faktor der Kulturentwicklung zu betrachten.
Interkulturalität
Unter Aspekten der „Kulturen“ oder der „Globalisierung“ werden im Rahmen ethnologischer Interpretation kulturelle Differenzen, Entwicklungen und mögliche kulturelle Charakteristiken (Identitäten) beschrieben. Die im 19. Jahrhunderts begründeten „Cultur-Wissenschaften“ weisen zunächst in die Richtung einer „Kulturanthropologie“, indem sie die Kulturgeschichte des Menschen als Ganzes in Dichotomie zur Natur beschreiben. Doch bereits die Aufklärung hat die Individuen in ihrer Abhängigkeit von Naturbedingungen und zugleich als sich und ihre Verhältnisse selbst bestimmende, frei handelnde Wesen begriffen. Momente menschlicher Selbsterfahrung vollziehen sich intersubjektiv, intersozial und interkulturell aus der Beobachtung der vorhandenen Unterschiede.
Religion
Zwei grundsätzliche Bestimmungen definieren Religion: die Ableitung von dem lateinischen religere „rücksichtsvoll beachten“ bzw. die Ableitung von dem lateinischen religare „binden“. In jeglicher Beziehung ist die Religion allgemein als das Verhältnis des Menschen zu einer geheimnisvollen „transzendenten“ Macht zu definieren, von der aus Gesellschaften oder Einzelne ihren Lebenssinn beziehen. Die Geschichte der Religion ist durch das Werden des Götterglaubens von ältesten Stammesreligionen bis hin zur Entwicklung monotheistischer und auch atheistischer Formen bestimmt.
Medizin / Anthropologie
Das Wort Medizin bezieht sich einerseits auf die „Heilkunde“ als Wissenschaft der Gesundheit im Dienst des Menschen, andererseits auf das „Heilmittel, die Arznei“. Das Wort wurde im 13. Jahrhundert aus dem la- teinischen ars medicina gebildet zu lateinisch medicus „Arzt“ und mederi „heilen“. Etymologisch steckt in dem Wort das Ermessen. Der Heilkundige ist der klug und weise „Ermessende“. Die Anthropologie als Wissenschaft vom Menschen (anthropos und logos) ist eng mit der Geschichte der Medizin und im Weiteren mit der Geschichte der Naturwissenschaft verbunden. Im Anschluss an spätestens die Evolutionstheorie (von Charles Darwin) wird der Mensch als biologisches Wesen aufgefasst. Ein anderer Ansatz: Die philosophische Anthropologie betrachtet den Menschen in seiner Personalität und sozialen Entwicklung mit der Möglichkeit zur Selbstbestimmung.
Politik
Der im 17. Jahrhundert aus dem französischen poli- tique entlehnte Begriff geht auf das griechische politiké „Kunst der Staatsverwaltung“ zurück. Politik dient der Verwaltung und Ordnung des Gemeinwesens in seinen innersozialen Bezügen (Innenpolitik) wie auch in den Beziehungen zu anderen Staaten und Ländern (Außenpolitik). Politik durchdringt alle Be- reiche gesellschaftlichen Lebens und kann im allgemeinen ideologischen Spektrum ganz unterschiedlichen Zielsetzungen folgen, wie dies etwa die bundesdeutschen Parteien im Einzelnen verdeutlichen. Ideal gesehen vertritt Politik als Teil der Kultur die unantastbare Würde des Einzelnen und die Sicherung der friedlichen Koexistenz. Sie ist in ihrer historischen Entwicklung zu demokratischen Verhältnissen weitgehend bestimmt durch die Teilung in Exekutive, Legislative und Jurisdiktion.
Wirtschaft
Der Ökonom (griechisch oiko-nómos) ist der „Haushalter, Verwalter, Wirtschafter“. Ökonomie wird als Summe aller wirtschaftlichen Austauschbeziehungen und Prozesse verstanden, aller Wirtschaftsteilnehmenden, Unternehmen, staatlichen Einrichtungen und privaten Haushalte in einem Land, der Auswirkungen und Wechselbeziehungen untereinander, und mit anderen Ländern. Wirtschaft ist geprägt durch Wirtschaftssysteme, deren Grundlagen, Gegebenheiten und Ressourcen ihres Wirtschaftsraumes. Sie umfasst den jeweiligen internen Entwicklungsstand, die Rechts- und Wirtschaftsordnung, Geld- und Währungspolitik sowie zunehmende internationale Austausch- und Wechselbeziehungen (Globalisierung).
Ökologie
Grundlagen und Entwicklung von Land-, Forst- und Wasserwirtschaft und deren Auswirkungen auf Natur, Landschaft, Wirtschaft und Gesellschaft, Lebensumstände und Wohlstand. Auswirkungen von Industrialisierung, Energiebedarf, Verkehrsentwicklung, Verbrauch von Flächen und Ressourcen insbesondere im Hinblick auf ökologische Gegebenheiten, Flora, Fauna, Böden, Luft und Klima. Ökologie beinhaltet die Entwicklung von Umweltbewusstsein unter Berücksichtigung wissenschaftlicher Erkenntnisse und Handlungsstrategien.
Sport und Spiel
Sport und Spiel sind ganz allgemein gesehen körper- wie auch geistbezogene Varianten menschlicher Leistung und Vergnügung. Ihre anthropologische Bedeutung kennzeichnet die wissenschaftliche Einteilung in Agȏn (Wettkampf), Alea (durch Zufall oder „Schicksal“ bestimmte Spiele), Mimicry (Spiele der Nachahmung oder Imitation) und Ilinx (Spiele der veränderten Wahrnehmung).
Die hier aufgeführten Prämissen zu den einzelnen Abteilungen einer Akademie Europäischer Kultur erfüllen selbstverständlich keine Ansprüche auf Vollständigkeit. Ergänzungen und Korrekturen sind erwünscht. Die Stichwörter „Ökologie“ und „Wirtschaft“ verfasste Manfred Michel.
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